Risikogruppen im Fokus: 

Viele freuen sich über hohe Temperaturen im Sommer – anderen macht Hitze körperlich zu schaffen. Für wen kann eine Hitzewelle gefährlich werden?

Wenn Hitze krank macht… 

Hier lest ihr, was Hitze im Körper auslöst, welche Risikogruppen besonders hitzegefährdet sind – und wie sie sich effektiv schützen können.


Was passiert bei Hitze im Körper? 

Wenn die Temperaturen in die Höhe klettern, arbeitet unser körpereigenes Kühlsystem auf Hochtouren, um die normale Körpertemperatur von etwa 37 Grad zu halten. 

  • Unsere Schweißdrüsen geben Schweiß ab und kühlen die Haut.
  • Die Blutgefäße erweitern sich, um vermehrt Wärme abzugeben.
  • Der Blutdruck sinkt. 

Große Hitze, hohe Luftfeuchtigkeit oder ein Flüssigkeitsmangel des Körpers erschwert jedoch die Regulation der Temperatur und belastet das Herz-Kreislauf-System. Der Blutdruck sinkt möglicherweise stark ab und führt zu einer Sauerstoffunterversorgung des Gehirns. Typischen Folgen:

  • Schwindel,
  • Kopfschmerzen,
  • Schwäche,
  • Übelkeit. 

Manchmal kommt es auch zu Bewusstlosigkeit, Wassereinlagerungen an den Beinen oder Muskelkrämpfen. Bei einem sogenannten Hitzschlag überhitzt der gesamte Körper auf über 40 Grad – ein lebensbedrohlicher Notfall.

Diese Personengruppen sind besonders gefährdet: 

1) Ältere Menschen mit Vorerkrankungen 

Wer bereits einen niedrigen Blutdruck hat, entwickelt möglicherweise schneller Kreislaufbeschwerden. Besonders gefährdet sind Ältere mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Diabetes mellitus. Im Alter lässt die Fähigkeit zur Schweißproduktion und Temperaturregulierung oft nach, das Durstgefühl fehlt häufig. Flüssigkeitsmangel in Kombination mit einem niedrigen Blutdruck führt oft dazu, dass der Körper weniger belastbar und kräftig ist. Eine verminderte Durchblutung bei Hitze kann außerdem das Risiko für Blutgerinnsel und Thrombosen erhöhen. Diabetiker gehören ebenfalls zur Risikogruppe. Je höher die Temperatur, desto schneller wirkt meist das Insulin. 

Empfehlung: Gefährdete Senioren sollten im Schatten und nicht ohne Begleitperson bleiben sowie regelmäßig zum Trinken animiert werden. Vorerkrankte Herz-Kreislauf-Patienten und -Patientinnen müssen eventuell ihre tägliche Trinkmenge und die Medikamentendosis nach ärztlicher Rücksprache anpassen. Doch Achtung! Auch ein Zuviel an Trinkwasser wirkt sich möglicherweise negativ auf die Herzleistung aus. Diabetiker sollten ihren Blutzuckerspiegel häufiger kontrollieren und besonders auf ihren Flüssigkeitshaushalt achten. Blutzuckermessgeräte, Teststreifen und Medikamente sollten kühl aufbewahrt und vor Hitze geschützt werden.
 

2) Übergewichtige 

Bei Übergewicht schüttet der Körper verstärkt Hormone sowie Botenstoffe aus, die den Wärmehaushalt beeinflussen, und produziert mehr Wärme. Zum anderen wirken Fettdepots als Isolationsschicht, die das Abkühlen behindert. 

Empfehlung: Im Sommer eignet sich leichte Kost mit frischem Obst oder Gemüse in jeweils kleineren Portionen. Auf deftige, fettreiche oder stark gewürzte Speisen und große Portionen sollte verzichtet werden.  
 

3) Schwangere 

Ihr Körper produziert mehr Wärme als sonst, um den gesteigerten Stoffwechsel und die Blutzirkulation zu gewährleisten. Das kann selbst bei normalen Außentemperaturen zu Hitzewallungen und Schweißausbrüchen führen. Die Sommerhitze steigert diesen Effekt zusätzlich. Außerdem führt sie verstärkt zu Kreislaufproblemen wie Schwindel, Schwäche oder geschwollene Beine. 

Empfehlung: Gegebenenfalls immer wieder die Beine hochlegen und sich zwischendurch abkühlen. Erfrischend sind feuchte Tücher auf Stirn oder Nacken, die Unterarme unter kühles, fließendes Wasser zu halten, ein kühles Fußbad zu nehmen oder lauwarm zu duschen. Eine richtig kalte Dusche ist nicht zu empfehlen, da der plötzliche Temperaturunterschied den Kreislauf zusätzlich belasten kann. 
 

4) Säuglinge und Kleinkinder 

Säuglinge sind bei Hitze ebenfalls stark gefährdet. Die Körperoberfläche von kleinen Kindern ist im Verhältnis zur Körpermasse außerdem größer als bei Erwachsenen. Gleichzeitig haben Babys und Kleinkinder geringere Flüssigkeitsreserven. Somit trocknen sie schneller aus. Und selbst Schreien und ausgelassenes Spiel im Schatten können bei Kindern zu einer Überhitzung führen. 

Empfehlung: Säuglinge und Kleinkinder sollten regelmäßig und ausreichend trinken, sich stets im Schatten aufhalten, luftige Kleidung und eine Kopfbedeckung tragen. Wer zum Schutz vor der Sonne ein Tuch über den Kinderwagen hängt, riskiert, dass die Temperatur im Wagen durch die mangelnde Luftzirkulation schnell steigt. Eltern sollten sie stets gut beobachten, nie unbeaufsichtigt im Auto lassen und das Kinderzimmer am frühen Morgen durchlüften und kühl halten. Es kann auch sinnvoll sein, hin und wieder die Körpertemperatur der Kleinen zu messen und ggf. mit feuchten Tüchern für Abkühlung zu sorgen.  


Literatur

[1] Kullick P. Körpertemperatur regulieren. In: Hoehl M, Kullick P, Hrsg. Gesundheits- und Kinderkrankenpflege. 5., aktualisierte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2019. doi:10.1055/b-0039-167875 

[2] Dua Böhles H. Wasser-, Elektrolyt- und Säure-Basen-Haushalt. In: Gortner L, Meyer S, Hrsg. Duale Reihe Pädiatrie. 5., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Thieme; 2018. doi:10.1055/b-005-145246 

[3] Bundesministerium für Gesundheit BMG. Alter und Hitze - Tipps für ältere Menschen. Im Internet: www.bundesgesundheitsministerium.de/fileadmin/Dateien/5_Publikationen/Praevention/Broschueren/Alter_und_Hitze_RBK_BMG.pdf; Stand: 19.07.2022 

[4] Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, patienten-Information.de. Klimawandel und Gesundheit – Wenn Hitze zum Risiko wird. Im Internet: www.patienten-information.de/kurzinformationen/hitze; Stand: 19.07.2022